Die Pressemeldung über die verschollenen Ostbahn-Lieder, von denen eines bereits im Internet aufgetaucht war, versetzte vor einigen Wochen nicht nur die Fan-Szene in Aufruhr (Motto: "Wahre Geschichte oder Promotion-Gag?"), sondern fand auch in zahlreichen Medien ihren Niederschlag. In Zeitungen und auf Websites wurde über das Angebot der Plattenfirma Universal Music diskutiert, für die Rückgabe der Festplatte nicht nur auf eine Anzeige zu verzichten, sondern sogar 1000 Euro Finderlohn auszusetzen – eine Summe, die in manchen Berichten via Stille-Post-System schnell auf angebliche 5000 Euro angewachsen war. Prompt meldeten sich Informanten bei Universal, die gegen eine kleine Anzahlung ihre Hilfe anboten, mit Fakten jedoch zurückhaltend waren. Auf einer Ostbahn-Website wiederum trat ein Experte für Filesharing-Netzwerke in Erscheinung, der nicht nur die Nummer "Na, so wirst ned oid" vom Quell-Konzert im Netz gefunden haben wollte, sondern auch zahlreiche andere MP3-Fassungen von Live-Auftritten des "Kurtl".

"Des hüft uns nix, leider", sagte Kurt Ostbahn, als ihn die Nachricht von diesen illegalen Machenschaften in seinem Ruhestand erreichte. "Also is uns a wurscht. Gscheiter is, der Joachim und der Doc suchen auf eigene Faust weiter …"

Doch auch die intensiven Recherchen der besagten Herren – Ostbahn-Webmeister Joachim Steinacher und der mysteriöse Dr. Trash – verliefen im Sand. "Als wir herausgefunden hatten, daß das betreffende MP3-File auf einem Server irgendwo in Rußland zum Download angeboten wurde, hatte es sich längst via BitTorrent und anderen Peer-to-Peer-Programmen über die ganze Welt verbreitet", berichtet Computerexperte Steinacher. "Und seltsamerweise gab es nicht einmal irgendeine Hacker-Gruppe, die dafür die Verantwortung übernehmen wollte …"

"Der Doc hat in der Zwischenzeit seine oidn Kontakte zur Russenmafia aktiviert", erzählt Ostbahn über die Aktivitäten des geheimnisvollen Internetz & Crime-Experten. "Oba des will i gar ned alles so genau wissen – und er redt jo eh ned gern drüber. I glaub hoit, daß eam die Herren ausm Osten wahrscheinlich ausglocht habn, wäu des für sie eh nur klane Fisch san. Nojo, wenigstens hat ers versucht."

So hoffnungslos die Lage schien, so unverhofft war die Wendung, die sich vor wenigen Tagen in dem Fall ergab. Der "ehrliche" Finder meldete sich – und zwar nicht bei Universal Music, sondern bei Ostbahn-Manager Günter "Kohlen-Güntl" Großlercher im 18. Wiener Gemeindebezirk. "Es war Freitag in aller Früh, da hat einer bei mir angeläutet", sagt Großlercher. "Ein langjähriger Fan, einer aus der ersten Reihe. Ich kenne ihn natürlich, habe ihm aber versprochen, seine Identität geheimzuhalten. Jedenfalls: Er hat die Festplatte dabei gehabt und gemeint, nicht er hätte sie gekidnappt, sondern ein guter Bekannter von ihm, jemand aus dem engsten Kreis der Kurtologen, der nicht mehr abwarten wollte, bis die Platte irgendwann offiziell herauskommt. Das kann man glauben oder nicht. Wichtig ist nur, daß wir jetzt die Musik wiederhaben."

Die guten Absichten des reumütigen Fans werden jedenfalls durch die Tatsache bestätigt, daß er auf die von der Plattenfirma ausgesetzte Belohnung verzichtet – und das Geld dem von Kurt Ostbahn stets unterstützten Wiener Integrationshaus spenden will.