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27. April 2001


DER STANDARD, 27. April 2001, RONDO

Kurt Ostbahn und die Kombo spielen noch einmal Günter Brödl: Ohjo

Wia ma so sogt

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Kurt Ostbahn ist im Prinzip Pop. Grundsätzlich: Günter Brödls Kunstfigur Ostbahn Kurti presst die aus dem Radio heraus die Welt zusammenhaltenden Pop-Mythen in eine Kunstfigur, die aus der Vermischung von Lebenswirklichkeit (Willi Resetarits) und Fiktion (Trainer-Dichter Günter Brödl und dessen Popmusik-Obsession) ihre Eindeutigkeit zieht - und das ist der Schmäh bei der Sache. Der ewige, wenn auch nicht mehr brachiale Linke Resetarits schafft als Kurt Ostbahn die vom Pop-Apologetik-Mainstream kanonisierte Kulturisierung des Kapitals.

Pop ist hauptsächlich globaler Dialekt. Aktuell: Auf der neuen CD "Ohjo" singen Ostbahn und sein Haberer Schiffkowitz "57 Engeln", einen zur Klassifizierung im mehr- fachen Wortsinn herausfordernden Song zwischen Southern Rock Ballad (Querverweis, Eagles: "Seven Bridges Road"), sterilem STS-Austropop und einem typischen Gedicht Brödls. Der Text zieht im globalen Wiener Dialekt (die regionalen Feinheiten von Kaisermühlen und Simmering werden null und nichtig) als gereimter innerer Monolog die Zwischensumme eines Lebens oder doch einer Haltung, mit der sich das Chaos des Wiener und weltweiten Alltags halbwegs übertauchen lässt.

Dialekt ist mehr oder weniger alles. Günter Brödl hinterließ "Ohjao" als Text-Mappe mit Cover-Entwurf, die Band musste sich erst aus dem Schock herausarbeiten, jammte die Musik - quasi One plus One - aus dem kollektiven Bauch. Sie pendelt zwischen Karl Ritters selbstverliebtem Riffwahn ("Folgendes"), Nachspielen (Kinks' Tired Of Waiting For You), Halbstarkigkeiten (A Batzn Hetz) und der verblüffend authentischen Wiener Variante des Plauder-Blues (Da Talking Plachutta Blues). Die tatsächliche Tragödie Brödls und Resetarits' kann nicht sozusagen wirklich, sie kann immer nur in der romantischen Rolle des Kurt Ostbahn Erlösung finden. Weniger dort, wo In dera Bar da Star besprochen wird, eher wie stets bei Brödl im Lapidaren: Host recht, moch weida so auf meine Kostn.

Ostbahn ist wia ma so sogt wöd. Der Charme dieses alternden Mannes als nicht mehr ganz wilder Hund liegt nicht zuletzt in seinen eigenen Vorstellungen von Würde und Altern. Vielleicht, weil das Bauprinzip des Ostbahn-Universums das miteinander Träumen ist. Hier fischt einer im Seichten, also dort, wo die Tiefe einen Grund zum Anhalten hat. Ohjo, des losst se guad o.

Johann Skocek


© 2001  Der Standard

Last Updated: 29. April 2001

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