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    (Kurt Ostbahn: "I bin a Gruppenviech")


12. April 1999


Oberösterreichische Nachrichten, 12. 04. 1999, Seite 8, von Ludwig Heinrich

GESPRÄCH: Willi Resetarits ist mit neuem Album, Kombo, "Kopfschuß" und Autor unterwegs

Kurt Ostbahn: "I bin a Gruppenviech"

Jo, er ist mit'm Radl do: Zum vereinbarten Treffpunkt kommt er mit dem Drahtesel, gertenschlank und sehr erholt. Denn eben erst hat Willi Resetarits alias (Doktor) Kurt Ostbahn eine Fastenkur beendet. "Damit si alle auskennen", erklärt er, "fasten is des, was d' freiwillig machst. Wannstas aber unfreiwillig machst, nennt es sich hungern." Für das volle Tour-Programm (Linz: Uni-Mensa am 10. Mai, Hauptplatz am 19. Juni, Aigen-Schlägl: Stadl am 15. Mai), kann er jedenfalls körperliches Wohlbefinden gut brauchen.

Weil "das Alter seinen Tribut fordert" und "ich beschlossen habe, no a paar Jahre auf der Bühne, mit Musik, anzuhängen", hatte er sich entschieden, in Schloß Drosendorf unter der Obhut von Arzt und Masseuse die berühmte F.-X.-Mayer-Kur zu machen: "Mit Vorkur hat das vier Wochen gedauert, und die alkofreien Wochen waren für mich sicher ka Fehler. Vorsichtshalber habe ich Freunde zum Mitmachen überredet. Eh schon wissen: Geteiltes Leid¼ Und außerdem bin i a Gruppenviech. Deswegen spiel' i so gern mit aner Band."

Pünktlich zum Tourneebeginn ist auch die neue Scheibe, in eine schöne Dose verpackt, auf dem Markt: "Kurt Ostbahn & Die Kombo: 50 verschenkte Jahre im Dienste der Rockmusik". Nun wissen Insider: Willi geht langsam auf die 51 zu. Jedoch: "A klaner Unterschied muß sein, also haben wir beschlossen, den Kurtl a bißl jünger zu machen als den Willi."

"Der Kurtl" recte Kurt Ostbahn war bekanntlich zunächst eine von Günter Brödl erfundene Kunstfigur, die aber seinerzeit geschickt vermarktet wurde. So erschienen in Zeitungen tatsächlich Suchanzeigen nach früheren Aufnahmen des Ostbahn-Kurti, und in der Wiener "Szene" wurden Veranstaltungen organisiert, wo am Eingang eine Tafel mit dem Wort "ausverkauft" angebracht wurde: "Die draußen Wartenden hörten aus dem Saal a höllisch laute Musik. Die kam aber von einer Schallplatte."

Schnulze gegen Schokolade

Als Willi Resetarits Günter Brödl näher kennenlernte, hatte jener die Idee, die beiden Biographien ineinander zu "verschmelzen". "Mitananda", so Willi/Kurt, "ham der Kurtl und i also das Musikgeschehen 20 Jahre lang wie ein Schwamm aufgesaugt, aus dem Radio und dem Wurlitzer, der später zur Jukebox wurde. Und dann hammas 30 Jahre auf der Bühne mitgestaltet. I war ja schon als frühreifes Kind in Sachen Schlagersingen geübt und hab' meiner Mutter immer für a Tafel Bensdorp-Schokolade die Schnulzn ,Wenn ich auch alles verlier` vorgesungen. Den Text hab' ich phonetisch g'lernt, weil in unserer Familie daheim, in Stinatz im Burgenland, ausschließlich Kroatisch geredet wurde. Erst, als ma 1952 nach Wien übersiedelt san, hamma ordentlich Deutsch gelernt."

Zum höheren Ruhm des Ostbahn-Kurti gibt es neuerdings auch Bücher, und Nummer eins, "Blutrausch", erblickte inzwischen das Licht der Kinoleinwand. Mittlerweile ist Opus vier, "Kopfschuß", im Handel: "Das ist, wenn man's genau nimmt, der vierte Band der Kurt-Ostbahn-Trilogie. Weil ursprünglich hat der Brödl nur drei Bücher geplant. Derzeit schreibt er schon am fünften. Das wird - logisch? - der fünfte Band der vierteiligen Kurt-Ostbahn-Trilogie."

Im "Kopfschuß" passieren merkwürdige Sachen, wo "sich der Kurtl bis zum Schluß net auskennt. Denn in Tres Cruzes in Mexiko und in Dreikreuz im Burgenland passieren Morde mit unglaublichen Ähnlichkeiten, das geht ins Mystische à la ,Akte X`. Der Kurtl wird halbert narrisch."

Wer noch mehr wissen möchte: Am 1. Juni wird im Wiener Burgtheater (aber schon am 24. April in Hörsching) gelesen. "Mit dem Brödl. Weil allan setz' i mi net auf die Bühne. I brauch den Autor neben mir, damit i dem Publikum sagen kann: ,Des is der Autor, Leutln, und i bin nur des Opfer.` Zusätzlich sind zwei, drei Musiker auf der Bühne, das ergibt einen Stich Kammermusikalisches. Bereits bei mehreren Gelegenheiten hat sich das als Renner erwiesen. Weil i kann meinen Hang zum Extemporieren ausleben, kumm vom Hundertsten ins Tausendste, erzähl' die unmöglichsten G'schichten - und die Leut' stehen drauf."

So schaut's aus!


Kurt - es kann nur einen geben

Das bittersüße Leben auf Achse, die Sehnsucht nach der Veränderung, der Traum, alles hinter sich zu lassen - Kurt Ostbahn geht vieles durch den Kopf. Das Wiener Original ist 50, Zeit zum Rückblick. "50 verschenkte Jahre im Dienste der Rockmusik" (Amadeo) nennt sich das 16 Geschichten lange musikalische Werk, das den Herrn Ostbahn mit seiner Kombo in bewährt-bestechender Form präsentiert. Egal, welche Stilschublade der Kurt aufmacht, er ist dort zu Hause. "I reiss o auf Mexiko", das lateinamerikanisch getränkte Aussteigerlied, macht Lust und Laune. "I woat drauf, daß de Zeit vageht" ist Melancholie, die unter die Haut geht. "Wos haaßt do Sperrstund?" lebt vom treibenden, altmodischen Rhythmus, bei man man mit muß. Und wenn Kurt Ostbahn Willie Nelson, Bill Withers oder Van Morrison mitten nach Wien verpflanzt, dann ziehen wir einmal den Hut vor ihm. (rgr)


© 1999  Oberösterreichische Nachrichten

Last Updated: 31.05.99

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