Johann Nestroy  Der böse Geist Lumpazivagabundus 
Ein Stück aus dem Jahr 1833.
Die Überirdischen haben gewettet, ob Glück oder Liederlichkeit stärker sind, ob die Irdischen Wohlstand oder Genuß vorziehen.

Drei vagabundierende Handwerksburschen sind ihre Versuchspersonen. Von der Glücksgöttin mit plötzlichem Reichtum überschüttet, machen sich Leim, Zwirn und Knieriem auf ihre höchst unterschiedlichen Wege … Der unglücklich verliebte Tischler, der vergnügungssüchtige Schneider und der ganz einer alkoholumnebelten Astronomie verfallene Schuster sind zum Inbegriff einer fröhlichen Anarchie Wiener Prägung geworden.

Premiere am 14.12.1999
Leim: Toni Böhm
Zwirn: Karl Markovics
Knieriem: Heinz Petters
Lumpazivagabundus: Brigitte Swoboda
Fortuna: Rolf Schwab
Stellaris: Manfred Jaksch
Fee: Inge Altenburger
Brillantina: Susanne Holl
Poverinus: Georgi Nikoloff
Herbergsvater: Ronald Seboth
Ein Gast: Franz Hiller
Hobelmann: Stephan Paryla-Raky
Peppi: Roswitha Szyszkowitz
Gertrud: Sabine Herget
Strudl: Peter Vilnai
Maler: Wolfgang Klivana
Windwachel: Günter Franzmeier
Lüftig: Günther Wiederschwinger
Signora Palpiti: Erika Mottl
Camilla: Gabriele Schuchter
Laura: Doris Weiner
und: Gabriela Bruckner, Kristina Burchhart, Theodor Helmberger, Christina Hladej, Elisabeth Kovacs, Josef Zöhrer

Inszenierung: Emmy Werner
Bühne: Adolf Frohner
Bühnenbildmitarbeit: Mimi Zuzanek
Kostüme: Birgit Hutter
Fassung: Emmy Werner und Ingrid Rencher
Musik/Arrangements: Georg Herrnstadt
Choreographische Mitarbeit: Gabriele Barth

Pressestimmen:
Emmy Werner nimmt sich Zeit für eine Revue mit Widerhaken, die von einem hervorragenden Trio mit Wienerlied-Blues begleitet wird. Für den vergnüglichsten Nestroy-Abend des Jahres bedankte sich das Premierenpublikum enthusiastisch.
P. Kruntorad, Täglich alles

Nestroy-Glück in reinster Form löst Karl Markovics als Zwirn aus. Von den Fingerspitzen bis zu den Zehen erfüllt er seine Figur mit neuem, unkonventionellem Leben. Subtil stattet Heinz Petters seinen Schuster Knieriem mit ungewohnt zarten Nuancen aus. Ein hinreißender, unverbesserlicher Säufer, der zärtlich seinem Lebenselixier Alkohol wie auch den Freunden anhängt. Wer den Tischler Leim für eine blasse Figur hält, der hat Toni Böhm nicht gesehen. Er ist ein köstlich verzweifelt Liebender, ein Trau-mich-nicht schönster Sorte, der den künftigen Spießer in sich trägt. Beste wienerische Schauspielkunst.
K. Kathrein, Kurier

So zum kleinbürgerlichen Hausvater verkommen wie Toni Böhm ist noch selten ein Leim, so viel Mitgefühl für die Systemverweigerung wie der Knieriem von Heinz Petters und der Zwirn von Karl Markovics haben ein Alkoholiker und ein schmieriger Weiberheld noch nicht oft erweckt. Wie jäh Gattinnen Hausmütterchen werden, lehrt Leims einst so begehrte Peppi (Roswitha Szyszkowitz). Adolf Frohners Bühnenbild betont, wie lichtscheu diese Welt zu Recht ist.
M. Cerha, Der Standard

Wenn Heinz Petters sein Kometenlied singt, fließen für Minuten Weltuntergangsstimmung, individuelle Angst, Resignation und eruptiver, aggressiver Witz so untrennbar und bedrohlich ineinander, daß man den Atem anhält. Stephan Paryla-Raky spielt den Hobelmann: Ja, genauso dröhnend, brutal und leutselig waren sie wohl, die biedermeierlichen Prinzipale – es gibt sie noch. Hervorragend: die honette Gesellschaft mit dem feixenden Wirt Strudl (Peter Vilnai) an der Spitze. In berührender Weise gelungen: der Aufmarsch des Lumpenproletariats zu Beginn (Kostüme: Birgit Hutter).
B. Petsch, Die Presse